Asymptomatische Ausschwemmung des Herpes Simplex Virus (HSV) in der Mundhöhle

Howard E. Strassler, DMD

Miller CS, Danaher RT. Oral Surg Oral Med Oral Pathol Oral Radiol Endod. 2008;105(1):43-50.

Abstract

Zielsetzung: Ziel dieser Studie war es, die Ausscheidungsrate des Herpes-simplex-Virus (HSV) in der Mundhöhle zu untersuchen, da neuere Studien darauf hindeuten, dass die Ausscheidung häufiger ist als ursprünglich berichtet. Es wurden Faktoren untersucht, die die Rate und Dauer der Ausscheidung aus der Mundhöhle beeinflussen könnten.
Methoden: Vorhandene epidemiologische Daten aus 22 Berichten über HSV-Ausscheidungen von mehr als 3 500 Personen wurden im Hinblick auf demografische Daten, Häufigkeit der Probenahme und methodische Tests analysiert.
Ergebnisse: HSV-1 wurde in der Mundhöhle asymptomatischer Personen mit größerer Wahrscheinlichkeit nachgewiesen als HSV-2 (7,5 Odds Ratio, 95% Konfidenzintervall 4,4-12,8; P
Schlussfolgerung: Mindestens 70 % der Bevölkerung scheiden mindestens einmal im Monat asymptomatisch HSV-1 aus, und viele Personen scheinen mehr als sechsmal im Monat HSV-1 auszuscheiden. Die Ausscheidung von HSV-1 findet an vielen intraoralen Stellen statt, und zwar für kurze Zeit, in ausreichender Kopienzahl, um übertragen zu werden, und sogar bei seronegativen Personen. Die zahnmedizinischen Implikationen dieser Befunde werden erörtert.

Kommentar

Das Herpes-simplex-Virus (HSV) ist ein bedeutender menschlicher Krankheitserreger, der die meisten Menschen schon früh im Leben infiziert, und zwar vorwiegend an Schleimhautoberflächen nach Kontakt mit infizierten Sekreten. Es wird mit einer Reihe von Krankheiten in Verbindung gebracht, darunter Labial- und Stomatitis, erblindende Keratitis und, selten, Enzephalitis. Den Daten zufolge haben mehr als 70 % der Erwachsenen neutralisierende Antikörper und dienen als Reservoir für das Virus. Die Autoren haben eine hervorragende systematische Übersicht über die Ausscheidungsrate von HSV in der Mundhöhle erstellt. Asymptomatisches Shedding wird im Allgemeinen als das Vorhandensein von HSV bei Fehlen klinischer Läsionen definiert. Aus dieser Übersicht geht hervor, dass die Häufigkeit der HSV-Ausscheidung bei einer für die Übertragung ausreichenden Viruszahl deutlich höher ist, als die meisten Kliniker vermuten würden. Diese hohe Häufigkeit der asymptomatischen Ausscheidung deutet darauf hin, dass HSV-1 während der Latenzzeit nicht so schlafend ist, wie bisher angenommen. Dies bedeutet, dass auch ohne klinische Läsionen der Zahnarzt, die Dentalhygienikerin und die Zahnarzthelferin einem Risiko ausgesetzt sind. Diese Daten unterstreichen, wie wichtig es ist, bei zahnärztlichen Routineuntersuchungen und -eingriffen auf eine angemessene Infektionskontrolle zu achten (Augenschutz, Handschuhe, Maske). Es sollten alle Anstrengungen unternommen werden, um Spritzer und Spritzer von oralen Flüssigkeiten zu minimieren, auch wenn keine oralen HSV-Läsionen vorhanden sind. Auch medizinische Bedingungen, z. B. Immunsuppression und traumatische orale chirurgische Eingriffe, erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer Virusausscheidung in der Mundhöhle.

Über den Autor

Howard E. Strassler, DMD
Professor und Direktor der Operativen Zahnmedizin
Abteilung für Endodontie, Prothetik und Operative Zahnmedizin
University of Maryland Dental School
Baltimore, Maryland