Intermuskuläre Interaktion über myofasziale Kraftübertragung: Auswirkungen der Länge des Tibialis anterior und des Extensor hallucis longus auf die Kraftübertragung des Musculus extensor digitorum longus der Ratte

Untersucht wurde die Kraftübertragung im vorderen cruralen Kompartiment der Ratte, das die Muskeln Tibialis anterior (TA), Extensor hallucis longus (EHL) und Extensor digitorum longus (EDL) enthält. Diese Muskeln wurden zusammen mit den Muskeln des peronealen Kompartiments maximal erregt. Die Kraft wurde sowohl an den proximalen und distalen Sehnen des EDL-Muskels als auch an den verbundenen distalen Sehnen der TA- und EHL-Muskeln (TA + EHL-Komplex) gemessen. Die Auswirkungen der Länge des TA + EHL-Komplexes und der Kraft auf die proximal und distal gemessenen Kräfte des EDL-Muskels bei konstanter Länge des Muskel-Sehnen-Komplexes wurden bewertet. Die proximale EDL-Kraft war ungleich der distalen EDL-Kraft (sowohl aktiv als auch passiv) über einen weiten Bereich von EDL-Muskel-Sehnen-Komplex-Längen. Dies ist ein Hinweis darauf, dass die Kraft aus dem EDL-Muskel auch über andere Wege als die Sehnen übertragen wird (d. h. inter- und/oder extramuskuläre myofasziale Kraftübertragung). Bei konstant niedriger EDL-Länge erhöhte die distale Verlängerung des TA + EHL-Komplexes die proximale EDL-Kraft und verringerte die distale EDL-Kraft. Bei optimaler EDL-Länge stand die aktive TA+EHL-Kraft in einem linearen Verhältnis zur Differenz zwischen der proximalen und distalen EDL-Kraft. Diese Ergebnisse weisen auf eine intermuskuläre myofasziale Kraftübertragung zwischen dem EDL-Muskel und dem TA+EHL-Komplex hin. Der wahrscheinlichste Weg für diese Übertragung ist über Verbindungen des intakten intermuskulären Bindegewebsnetzwerks. Die Längeneffekte des TA + EHL-Komplexes lassen sich auf der Grundlage von Veränderungen der Konfiguration und folglich der Steifigkeit dieser Verbindungen verstehen. Eine Schädigung des Bindegewebes des Kompartiments verringerte die proximo-distale EDL-Kraftdifferenz, was auf die Bedeutung eines intakten Bindegewebsnetzwerks für die Kraftübertragung von den Muskelfasern auf den Knochen hinweist.