Keto-Diät: hierwarum manche Menschen nach Beginn der Diät unter Müdigkeit, Übelkeit und Kopfschmerzen leiden
Nach dem Essen wandelt der Körper Kohlenhydrate in Blutzucker (Glukose) um, den er zur Energiegewinnung nutzt. Die ketogene Diät basiert jedoch auf Forschungsergebnissen aus den 1920er Jahren, wonach der Körper durch die Verringerung der Verfügbarkeit von Kohlenhydraten mehr Energie aus anderen Stoffen (z. B. Fett) gewinnen muss. Bei der Verstoffwechselung von Fett zur Erzeugung von Glukose oder Energie entstehen im Körper Ketone – daher der Begriff „ketogen“. Jede Diät, die weniger als 20 g Kohlenhydrate pro Tag enthält, gilt als ketogen.
Die Produktion von Ketonen durch die Leber deutet darauf hin, dass Fett anstelle von Zucker verstoffwechselt wird und dass dieses Fett nahezu unsere gesamte Energiequelle darstellt. Es wird angenommen, dass dies mit einer Gewichtsabnahme einhergeht, aber in Wirklichkeit ist es mit einem veränderten Insulinprofil im Blut verbunden. Ob dies die Gewichtsabnahme im Vergleich zu anderen Diäten fördert, ist umstritten, da der Entzug von Kohlenhydraten zu einem Verlust von Körperwasser führt, was den Anschein einer Gewichtsabnahme übertreibt.
Viele Menschen berichten jedoch, dass sie nach der Ernährungsumstellung eine so genannte „Keto-Grippe“ erleben. Die Betroffenen berichten von Symptomen wie Übelkeit, Verstopfung, Kopfschmerzen, Müdigkeit und Heißhunger auf Zucker, ähnlich wie bei einer Grippe – abgesehen vom Heißhunger auf Zucker.
Diese Nebenwirkungen hängen mit dem Schlüsselkonzept der ketogenen Diät zusammen: dem Kohlenhydratentzug. Glukose (die aus kohlenhydrathaltigen Lebensmitteln wie Kartoffeln oder Brot gewonnen wird) ist die primäre Energiequelle des zentralen Nervensystems, einschließlich des Gehirns. Eine verringerte Zufuhr von Kohlenhydraten führt zu einer verminderten Funktion und damit zu Kopfschmerzen. Übelkeit kann durch den Verzehr großer Mengen von Fett erklärt werden. Das liegt daran, dass Fett lange braucht, um verdaut und aufgenommen zu werden.
Bei einer herkömmlichen kohlenhydrathaltigen Ernährung steigt der Glukosegehalt im Blut an. Dies führt zu einem Anstieg des Hormons Insulin, das den Blutzuckerspiegel reguliert und dem Körper ermöglicht, die Glukose zur Energiegewinnung zu nutzen. Es senkt den Fettanteil im Blut und hilft der Glukose, in die Körperzellen zu gelangen. Über denselben Mechanismus unterdrückt Insulin auch die Freisetzung von Fettpartikeln aus den Fettspeichern des Körpers. Die Hoffnung ist, dass durch eine kohlenhydratarme (oder kohlenhydratfreie) Ernährung dieser Mechanismus umgekehrt wird, so dass mehr Fett im Blut vorhanden ist und anderen Zellen zur Energiegewinnung zur Verfügung steht, was zu einem Fettabbau führt.
Eine hohe Insulinausschüttung tritt auf, wenn eine Person eine große Menge an Kohlenhydraten in einer einzigen Sitzung zu sich nimmt. Daher zielt die ketogene Diät darauf ab, die Insulinreaktion durch übermäßige Kohlenhydratbeschränkung zu reduzieren. Die Reduzierung des Insulins führt jedoch zu einem Anstieg der zirkulierenden Fette, die eine Aminosäure, das Tryptophan, aus ihrem Träger verdrängen. Dieses zirkulierende Tryptophan bewirkt einen Anstieg von Serotonin im Gehirn, und der Anstieg von Serotonin führt zu Müdigkeit, selbst wenn man sich nicht besonders anstrengt.
Eine geringere Menge an Kohlenhydraten ist ebenfalls ein Stressfaktor für den Körper, da sie die bevorzugte Energiequelle des Körpers sind. Der Mangel an Kohlenhydraten stimuliert die Ausschüttung von Cortisol – einem Stresshormon. Die Menge an Cortisol, die der Körper freisetzt, hängt von der Größe des Stressfaktors ab. Cortisol setzt Fette und Proteine aus den Geweben des Körpers frei, was das Ziel der ketogenen Diät ist. Diese Nährstoffe werden dann von der Leber in Kohlenhydrate umgewandelt. Die Cortisolausschüttung kann jedoch durch diese Stresssituation erschöpft werden. Da Cortisol zur Steigerung der Immunfunktion beiträgt, kann der Körper anfälliger für Infektionen, wie z. B. Erkältungen, sein.
Kohlenhydratreiche Lebensmittel enthalten oft Vitamine, Mineralien und Ballaststoffe. Wir benötigen 30 g Ballaststoffe pro Tag, und wenn wir nicht genug davon zu uns nehmen, leidet unsere Verdauungsgesundheit, was zu Verstopfung führt. Der Mangel an ballaststoffreichen Lebensmitteln in der ketogenen Ernährung – wie Bratkartoffeln und Äpfel – kann zu Verstopfung führen, ein weiteres Symptom der „Keto-Grippe“.
Der Verzicht auf solche Lebensmittel schränkt auch den Gehalt an Vitaminen und Mineralstoffen ein, die für alle Aspekte der Zellfunktion – insbesondere die Immunfunktion – eine Rolle spielen. Zuckerhaltige Früchte mit hohem Vitamin-C-Gehalt (z. B. Orangen) werden bei der ketogenen Diät gemieden. Ein niedriger Vitamin-C-Spiegel kann auch zu einem erhöhten Risiko für Infektionen, wie z. B. Erkältungen, führen.
Ketogene Diäten werden manchmal klinisch zur Behandlung bestimmter Erkrankungen, wie z. B. Epilepsie, empfohlen. Man geht davon aus, dass die Aufrechterhaltung eines konstant niedrigen Blutzuckerspiegels und die Produktion von Ketonen das zentrale Nervensystem durch zahlreiche molekulare Mechanismen aufrechterhalten und so Anfälle verringern.
Aber für die meisten Menschen sind die Nebenwirkungen solcher Diäten den potenziellen Nutzen nicht wert. Solche Diäten sind oft nicht durchzuhalten, wenn man sich religiös an eine niedrige oder gar keine Kohlenhydratzufuhr hält, weil man kurz- und langfristig Heißhunger auf Zucker bekommt.
Auch wenn die Keto-Diät bei manchen Menschen funktioniert, ist eine ausgewogene Ernährung mit weißem Fleisch, Fisch, Obst und Gemüse und der Verzicht auf vorgefertigte oder verarbeitete Lebensmittel immer noch ein wirksames Mittel, um das Gewicht zu halten oder zu reduzieren. Ausreichend Bewegung kann ebenfalls zur Gewichtskontrolle beitragen und gleichzeitig die aerobe und muskuläre Fitness verbessern. Dies führt zu einer besseren kardiovaskulären Gesundheit und verringert das Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken.