Länder, die Latein sprachen oder noch sprechen?
Bis heute, im Jahr 2010, blieb Latein die wichtigste Amtssprache der modernen wissenschaftlichen Botanik: Die neuen Originalentdeckungen von Pflanzen irgendwo auf der Welt müssen in lateinischer Sprache veröffentlicht werden, oder zumindest muss ihnen eine lateinische Synopse vorausgehen. Andernfalls sind diese Texte international weder anerkannt noch autorisiert, sondern werden als populäres Geschreibsel behandelt.
Neben dem Vatikan war auch das kroatische Fürstentum Österreich bis 1848 der vorletzte Staat mit offizieller lateinischer Amtssprache: Das Landesparlament diskutierte auf Latein, amtliche Entscheidungen und Gesetze waren auf Latein, und sogar die erste kroatische Zeitung „Ephemerides Zagrabienses“ erschien auf Latein. Bis in die 1930er Jahre wurde Latein dann weitgehend parallel zum Kroatischen verwendet, vor allem in der Wissenschaft und bei feierlichen Anlässen. In Titos Jugoslawien wurde es schließlich nach 1972 als „klerofaschistische“ Sprache politisch aus dem öffentlichen Leben und den Schulen verdrängt. So kommunizieren dort nur noch die Ältesten bei feierlichen Anlässen auf Latein.