Multiaxiale Diagnostik und Psychotherapieplanung: Zur Bedeutung von ICD-10, DSM-IV und komplementären Schemata

Abstract

Dieser Beitrag gibt zunächst einen Überblick über die historische Entwicklung multiaxialer Diagnoseschemata, mit besonderem Augenmerk auf diejenigen, die für die zehnte Revision der Internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD-10) der Weltgesundheitsorganisation und das DSM-IV der American Psychiatric Association entwickelt wurden. Als Ergänzung zu den standardisierten oder nomographischen multiaxialen Schemata werden mehrere personalisierte oder idiographische Formulierungen skizziert, d. h. kulturelle, biographische, psychodynamische, gruppendynamische und eine, die sich mit der Lebensqualität befasst. Anschließend wird der Beitrag der umfassenden Diagnostik (multiaxiale und idiografische Formulierungen) zur Psychotherapieplanung und Psychotherapieforschung erörtert. Auch die möglichen Beiträge des psychotherapeutischen Prozesses zur diagnostischen Überprüfung und Klärung werden berücksichtigt. Abschließend werden der Bedarf an empirischer Validierungsforschung zu den skizzierten Zusammenhängen sowie der potenzielle Wert einer weiteren Erforschung des Synergieeffekts von nomographischen und idiographischen Ansätzen herausgearbeitet.