Neue Leitlinien für Thrombozytentransfusionen bei Erwachsenen
Klinische Frage: Welches ist die empfohlene Vorgehensweise bei Thrombozytentransfusionen in verschiedenen häufigen klinischen Szenarien?
Hintergrund: Die AABB (ehemals American Association of Blood Banks) entwickelte diese Leitlinien auf der Grundlage einer kürzlich durchgeführten systematischen Überprüfung der Thrombozytentransfusion.
Synopse: Eine starke Empfehlung wurde auf der Grundlage von mäßig guter Evidenz ausgesprochen. Vier schwache oder unsichere Empfehlungen wurden auf der Grundlage von Evidenz geringer oder sehr geringer Qualität ausgesprochen.
Für hospitalisierte Patienten mit therapieinduzierter hypoproliferativer Thrombozytopenie wird die Transfusion von bis zu einer Einheit Thrombozyten bei einer Thrombozytenzahl von 10×109 Zellen/L oder weniger empfohlen, um das Risiko von Spontanblutungen zu verringern (starke Empfehlung, Evidenz mittlerer Qualität).
Bei Patienten, bei denen elektiv ein zentraler Venenkatheter gelegt wird, wird eine Thrombozytentransfusion bei einer Thrombozytenzahl von weniger als 20×109 Zellen/L empfohlen (schwache Empfehlung, geringe Qualität der Evidenz).
Bei Patienten, die sich einer elektiven diagnostischen Lumbalpunktion unterziehen, wird eine Thrombozytentransfusion bei einer Thrombozytenzahl von weniger als 50×109 Zellen/L empfohlen (schwache Empfehlung, sehr geringe Qualität der Evidenz).
Bei Patienten, die sich einer größeren elektiven nicht-neuraxialen Operation unterziehen, wird eine Thrombozytentransfusion bei einer Thrombozytenzahl von weniger als 50×109 Zellen/L empfohlen (schwache Empfehlung, sehr geringe Qualität der Evidenz).
Bei Patienten, die sich einer kardiopulmonalen Bypass-Operation unterziehen, wird empfohlen, dass Chirurgen keine routinemäßige Transfusion von Thrombozyten bei nicht-thrombozytopenischen Patienten durchführen. Bei Patienten mit perioperativen Blutungen mit Thrombozytopenie und/oder Hinweisen auf eine Thrombozytenfunktionsstörung wird eine Thrombozytentransfusion empfohlen (schwache Empfehlung, sehr geringe Qualität der Nachweise).
Es gibt keine ausreichenden Nachweise für eine Empfehlung für oder gegen eine Thrombozytentransfusion bei Patienten mit intrakraniellen Blutungen, die Thrombozytenaggregationshemmer einnehmen (unsichere Empfehlung, sehr geringe Qualität der Nachweise).
Zitation: Kaufman RM, Djulbegovic B, Gernsheimer T, et al. Platelet transfusion: Eine klinische Praxisleitlinie der AABB. Ann Intern Med. 2015;162(3):205-213.