Wildnis-Notfallmediziner

Die Ausbildung zum Wildnis-Notfallmediziner (WEMT) ist nicht standardisiert und variiert je nach Bundesland und Schule, umfasst aber in der Regel etwa 50 Stunden Wildnismedizin-Ausbildung zusätzlich zur herkömmlichen EMT-Ausbildung. An den meisten Schulen können auch andere Fachkräfte des Gesundheitswesens wie Krankenschwestern, Ärzte oder Rettungssanitäter eine Wildniszertifizierung erwerben, aber der Lehrplan ist derselbe, der Pflegestandard und der Umfang der Praxis können variieren. Oft müssen die Teilnehmer eine weite Reise auf sich nehmen, um an einem WEMT-Kurs teilzunehmen, weshalb die meisten WEMT-Kurse eine oder mehrere Wochen lang 8 bis 10 Stunden pro Tag dauern (je nachdem, ob der Teilnehmer bereits Rettungssanitäter ist).

Der Schwerpunkt liegt auf der Hilfeleistung mit improvisierten Mitteln (z. B. Verwendung eines Zweigs und eines Seils zur Schienung einer verletzten Extremität anstelle von handelsüblichen Schienungsgeräten). In der Wildnis ist es unwahrscheinlich, dass die spezialisierte Ausrüstung eines Krankenwagens zur Verfügung steht, daher liegt der Schwerpunkt darauf, bei der Beurteilung und Versorgung eines Patienten nur das zu verwenden, was gerade zur Hand ist. Außerdem liegt der Schwerpunkt stärker auf der Langzeitversorgung, da ein WEMT unter Umständen viele Stunden bei einem Patienten bleiben muss, während die meisten Rettungssanitäter in der Stadt höchstens eine Stunde bei einem Patienten bleiben.

Die Versorgung in der Wildnis kann eine entmutigende Aufgabe sein, da die goldene Stunde in der Regel nicht in Frage kommt und man einen kritischen Patienten unter Umständen stundenlang behandeln oder stabilisieren muss, bis Hilfe eintrifft oder man ihm die nötige Versorgung zukommen lassen kann. In der Landschaftsmedizin spricht man oft vom goldenen Tag – die Überlebenschancen von Patienten mit kritischen Verletzungen sinken drastisch, wenn sie 24 Stunden ohne Krankenhausversorgung ausharren müssen.

WEMTs und Ersthelfer in der Wildnis können fortschrittlichere Maßnahmen ergreifen, wie z. B. die Verabreichung von Medikamenten an Patienten, die ein städtischer Rettungssanitäter oder ein Ersthelfer mit medizinischer Anleitung außerhalb des Netzes nicht erhält. Zu diesen Medikamenten gehören solche gegen Schmerzen, Fieber und Infektionen, je nachdem, welche Anweisungen der WEMT oder WFR hat.

WEMTs dürfen auch einige Handlungen durchführen, die nicht in den Aufgabenbereich eines städtischen Rettungssanitäters fallen, wie z. B. die Wiederbelebung nach Ausschöpfung aller Bemühungen abbrechen, Verrenkungen reduzieren und Wirbelsäulenverletzungen ausschließen.

Wildnis-Sanitäter-Kurse werden in Irland und im Vereinigten Königreich angeboten, sind aber von den jeweiligen Dachverbänden für die präklinische Versorgung nicht anerkannt.