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Darsteller proben auf der Bühne die Apfelszene aus dem Wilhelm Tell-Stück.
Darsteller proben in Altdorf die berühmteste Szene aus dem Wilhelm-Tell-Stück © KEYSTONE / URS FLUEELER

War er eine reale Person und wenn ja, gibt es Belege dafür, dass er die ihm zugeschriebenen Heldentaten vollbracht hat?

Dieser Inhalt wurde am 26. Juli 2004 – 16:38 veröffentlicht26. Juli 2004 – 16:38 Dale Bechtel

  • Dale begann seine Karriere bei Swiss Radio International, dem Vorgänger von SWI swissinfo.ch, in den 1990er Jahren. Er berichtet über alles, was in den Schweizer Alpen passiert, von der Politik über den Klimawandel bis zum Tourismus.

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Daniele Papacella undDale Bechtel, swissinfo.ch

Der Legende nach stammte Tell aus dem Dorf Bürglen im Kanton Uri.

Tell war ein Jäger, ein Familienvater und geschickt mit der Armbrust. Doch viel mehr war über den Bauern bis zum 18. November 1307 nicht bekannt.
An diesem schicksalhaften Tag reist Tell die wenigen Kilometer von Bürglen nach Altdorf, dem Hauptort von Uri.
Als er über den Dorfplatz geht, will er den Hut von Gessler nicht beachten, den der habsburgische Landvogt auf eine Stange gesetzt hat.
Gessler will, dass der Hut die kaiserliche Autorität repräsentiert und verlangt, dass sich jeder, der vorbeigeht, vor ihm verbeugt. Wer sich nicht verbeugt, begeht Hochverrat.
Tell wird wegen seiner Brüskierung verhaftet, und Gessler droht ihm mit der Hinrichtung, wenn er nicht sein Können als Schütze beweist.

Apfel

Der böse Landvogt lässt Tells Sohn Walter einen Apfel auf den Kopf setzen und befiehlt dem Bogenschützen, ihn abzuschießen.
Wenn er ihn verfehlt, sollen beide sterben. Tell ist verzweifelt, wird aber von seinem Sohn gestärkt, der keine Angst zeigt.
Der Schuss fällt und der Armbrustbolzen spaltet den Apfel. Tell gesteht, dass er einen zweiten Pfeil an seinem Körper versteckt hat, den er im Falle einer Verletzung seines Sohnes gegen Gessler eingesetzt hätte.
Der Landvogt ist erzürnt und weigert sich, Tell zu befreien. Stattdessen wird der Bogenschütze in Ketten gelegt und auf ein Schiff nach Küssnacht gebracht, wo er eingekerkert werden soll.
Doch plötzlich zieht ein Sturm auf, der das kleine Schiff zum Kentern zu bringen droht. Tells Entführer lassen ihn frei, denn sie wissen, dass er allein das Boot ans Ufer steuern kann, weil er sich auf dem See auskennt.

Flucht

Tell bringt das Boot in die Nähe von flachen Felsen, wo er sich mit einem Sprung in Sicherheit bringt, während er das Schiff und die Mannschaft zurück in die stürmische See stößt.
Tell macht sich schließlich auf den Weg über Land nach Küssnacht, um sich zu rächen. Er überfällt Gesslers Truppe auf dem Weg durch den Wald und schießt dem Tyrannen mit seinem letzten Pfeil ins Herz.
Danach verschwindet der Schweizer Held vom Tatort und man hört nichts mehr von ihm.
Weder im Staatsarchiv des ehemaligen Habsburgerreiches in Wien noch in den Urkunden des Kantons Uri findet sich eine Erwähnung Tells.
Historiker haben auch die mittelalterlichen Register durchforstet und sind fündig geworden.

„Tell“ oder „von Thal“?

Es gibt Spekulationen, dass „Tell“ eine Abwandlung des Urner Namens „von Thal“ gewesen sein könnte. Doch um 1300 war das Oberhaupt dieser Sippe ein „Conrad von Thal“, und es gibt keinen Hinweis darauf, dass einer seiner Verwandten auf den Namen Wilhelm hörte.
Conrad von Thal ist auch als treuer Untertan in Erinnerung geblieben, der seinem Oberherrn gewissenhaft den Zehnten entrichtete.
Das Vorhandensein ähnlicher Legenden in anderen Teilen Europas legt nahe, dass es sich bei der Tell-Sage nur um eine dramatische Bereicherung der Schweizer Geschichte handeln könnte.
Tell steht für den einfachen Mann, der die Obrigkeit respektiert, aber schnell für seine Rechte kämpft, wenn sie despotisch wird. So kann ein bescheidener Bauer zum Helden werden.
Und er ist ein Held ohne übernatürliche Kräfte, anders als die mythischen Figuren vieler mittelalterlicher Erzählungen.
Es ist daher leicht zu verstehen, warum so viele in der Schweiz immer noch glauben, dass es einmal einen Mann namens Wilhelm Tell gab.

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Kennzahlen

Die Orte, an denen sich die Tell-Geschichte abspielt:
Dorf Bürglen – Tells Geburtsort
Altdorf – wo Tell dem habsburgischen Tyrannen die Stirn bietet und gezwungen wird, seinem Sohn einen Apfel vom Kopf zu schießen.
Vierwaldstättersee – Tell entkommt bei einer stürmischen Seeüberquerung.
Küssnacht – wo Tell sich rächt und Gessler tötet.

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